08.12.2010 - 06.01.2011
Eine Ausstellung von Gudrun Gruber, Michael Schmitt, Friedrich Rackwitz, Alexander Hick mit Filmen der Hochschule für Film und Fernsehen München.
Vier Filme kreisen aus verschiedenen Perspektiven um jeweils einen Ort: Ein Campingplatz nahe Berlin, eine Psychiatrie in Rumänien, ein Bauernhaus in Ungarn, ein Zimmer in Łódź.
Mittwoch 08.12.2010, 19:00 Uhr
Eröffnung I Das Leben ist ein langer Tag von Svenja Klüh
Mittwoch, 15.12.2010, 19:00 Uhr
Eröffnung I Die Schläfer von Andreas Bolm
Mittwoch 22.12.2010, 19:00 Uhr
Eröffnung I Die Daumendreher von Alexandra Gulea
Mittwoch 29.12.2010, 19:00 Uhr
Eröffnung I Himmelreich von Jan Bosse
Alle Filme laufen durchgehend 7 Tage lang. Zu den Eröffnungen sind jeweils Mitglieder der Filmteams anwesend und sprechen über ihre Arbeit.
„...so ist das eben bei den Verrückten!“ Der Mann verzieht seinen Mund zu einem zahnlosen Lachen. Blecherne Trinkgefäße stapeln sich in der Spüle. Ebenmäßige Hände, ruhig in die Kamera gehalten. Eine Singstimme, die durchs Treppenhaus weht: „Weiß jemand, was in meiner Seele ist? Weiß jemand, was in meiner Seele ist?“
Vier Szenen aus einer rumänischen Psychiatrie, eingefangen von der Dokumentarfilmerin Alexandra Gulea. Ihr Portrait Die Daumendreher ist Teil der Ausstellung Schnitt – Raum von Gudrun Gruber, Michael Schmitt, Friedrich Rackwitz und Alexander Hick.
Die vier Studierenden der Hochschule für Fernsehen und Film München werfen einen differenzierten Blick auf das Konstrukt einzelner Dokumentarfilme. Durch parallele Projektionen wird jeweils ein Film in vier Zeitebenen aufgebrochen, die simultan sichtbar gemacht werden. Das Lachen der Verrückten und das Scheppern der Becher, die Stille der Hände und das Lied im Treppenhaus können gleichzeitig erlebt werden auf den großen Projektionsflächen des MaximiliansForums.
Damit wird der abgeschlossene Film aus seiner ursprünglichen, dramaturgischen Komposition heraus geholt. Das Filmganze – so, wie man es im Kino erlebt – wird zersplittert in einzelne Szenen. Statt Kino- entsteht Werkstattcharakter: Die filmischen Fragmente können neu in Beziehung gesetzt, in eine individuelle Ordnung gebracht werden. Das MaximiliansForum wird zum Schnitt – Raum, jeder Besucher zu seinem eigenen Cutter und Regisseur. Zugleich verrät der sichtbare Timecode der Projektionen die exakte zeitliche Position des jeweiligen Ausschnitts in der ursprünglichen Chronologie der Filme.
Die Daumendreher
Dokumentarfilm, 45 Minuten, 16 mm auf 16 mm, color, Deutschland 2003. Originalsprache: Rumänisch
Regie: Alexandra Gulea
Inhalt: Schlafen, essen, Pillen einnehmen. Und wieder schlafen, essen, Pillen.
Dies sind die einzigen Aktivitäten im Leben der 300 Menschen, die im Heim für neuropsychisch Kranke in Gura Ocnitei, Rumänien, leben.
Das Leben ist ein langer Tag
Dokumentarfilm, Portrait, 42 Minuten, 16 mm auf Digibeta, sw, Deutschland 2007. Originalsprache: Polnisch
Regie: Svenja Klüh
Inhalt: Der Frühling weckt Verliebtheit. Der Sommer ist gesellig. Im Herbst stehen die Zeichen schlecht. Der Winter heißt Abschied nehmen.
Natalia, gerade mit ihrer Tochter Samanta aus dem Haus für alleinerziehende Mütter in eine eigene Wohnung gezogen, versucht sich mit ihrem neuen Freund Łukasz ein kleines Familienleben aufzubauen.
Die Schläfer
Dokumentarfilm, 27 Minuten, 16 mm, Farbe, Ungarn 2003. Originalsprache: Ungarisch
Regie: Andreas Bolm
Inhalt: Ein Ehepaar um die sechzig. Ihr Tag wird bestimmt durch eingängige Rituale: aufstehen, essen, zu Bett gehen. Dazwischen ein wenig Aktion mit den Haustieren, um sich zu vergewissern, dass sie noch existieren. Hinter der Kulisse des Alltags, den Gesten und Bewegungen spürt der Film den Sehnsüchten der Protagonisten nach.
Himmelreich
Dokumentarfilm, 25 Minuten, 35 mm, sw Deutschland 2002. Originalsprache: Deutsch
Regie: Jan Bosse
Inhalt: Außerhalb von Berlin liegt auf einer kleinen Insel im See der Campingplatz Himmelreich. Vier Dauercamper leben hier das ganze Jahr. Peter, der als LKW Fahrer bis nach Sibirien gefahren ist; der Philosoph Heinz, der Einstein über alles liebt und Ralf der Platzwart, der am liebsten mit Heinz über die Einmaligkeit philosophiert. Und Gaby, die einzige Frau im „Himmelreich“.
Schnitt-Raum läuft parallel zu der Ausstellung Subjektiv. Dokumentarfilm im 21. Jahrhundert, die vom 02.12.10 bis 10.02.11 in der Pinakothek der Moderne, München gezeigt wird.
In Kooperation mit der Hochschule für Film und Fernsehen München und der Pinakothek der Moderne, München.