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01/06/12 to  

reenacting the reenactment

rekonstruktion – deutschlandskizzen 1. Nach der Aktion im MaximiliansForum am 28.10.2011 und der Aktion am 11.02.2012 im Theaterhaus Jena findet "reenacting the reenactment" noch einmal im Rahmen des Rodeo Festivals statt.

Sebastian Hirn (Konzeption, Inszenierung, Raum, Video) | Katharina Gaenssler (Fotoinstallation, Konzeption) | Veronika Bleffert (Kostüm) | Helga Pogatschar, Andreas Bittl (Musik) | Ole Heinzow (Video und Tontechnik) | Thomas Giger (Licht) | Andreas Bittl, Stefanie C. Braun, Philipp Engelhardt, Korinna Krauss, Simona Sbaffi, Ina Tempel, Gilles Welinski (Schauspiel, Musik, Tanz) und den Schwuhplattlern Klaus Drache, Wolfgang Hausner, Peter Loeffler, Roland Mayr, Georg Pichlmayr

Aktion am 1. Juni 2012, 22:00 Uhr
Eintritt: €10 (ermäßigt €7) im Vorverkauf über 
www.rodeomuenchen.de
,
€12 (ermäßigt €8) an der Abendkasse

Ausgehend von der Kopie des Doppelsuizids von Kleist durch Johannes R. Becher untersucht das interdisziplinäre Projekt "reenacting the reenactment" in Schauspiel, Musik, Tanz und Bildender Kunst deutsche Künstler zwischen pathetischer Selbstinszenierung und ihrer Sehnsucht nach realpolitischer Einmischung. In einer utopiefreien Zeit, werden die Wunden noch einmal seziert, um hinter den toten Körpern den Geist des Widerstands und das Scheitern an der Utopie, die Krankheit und das Pathos freizulegen.

Eine Produktion in Kooperation mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München, dem Theaterhaus Jena und Rodeo.

Am 21. November 1811 geht heinrich von kleist gemeinsam mit Henriette Vogel, einer Berliner Salondame, am Wannsee bei Potsdam in den Tod. Der Doppelsuizid ist genauestens geplant und 'inszeniert'. Kleist übernimmt die Autorschaft über sein Leben.
100 Jahre später versucht johannes r. becher sich mit seiner Geliebten, in einer Wohnung in der Dachauerstrasse in München nach dem Vorbild von Heinrich von Kleist zu erschießen. Seine Geliebte stirbt an den Schussverletzungen, Becher überlebt. Im Akt des 'Nachspielens' inthronisiert er sich zum Nachfolger Kleists.
heiner müller findet am 1. Juni 1966 seine Frau, die Schriftstellerin Inge Müller, tot in ihrer Berliner Wohnung auf. Sie hat sich mit Gas vergiftet. Er beschreibt die Situation später in 'Todesanzeige' aus einer mehrfachen Distanz: Er sieht aus dem Blickwinkel eines Zuschauers einem Regisseur zu, der einen Schauspieler beobachtet, wie er den Körper seiner toten Frau betrachtet.
Am 9. Mai 1976 wird ulrike meinhof tot in ihrer Zelle in Stuttgart Stammheim gefunden. Statt eines Abschiedsbriefs liegt auf dem Tisch Wittgensteins 'Philosophische Grammatik' aufgeschlagen. Ihr toter Körper wird im Kontext Wittgensteins zum sprechenden Zeichen.
1976 baut joseph beuys das Environment 'Zeige deine Wunde' im Kunstforum (heute MaximilliansForum) in München, auf. Beuys erklärt in einem Interview dazu, dass seine Installation die Wunden der Gesellschaft zeige: 'Eine Wunde, die man zeigt, kann geheilt werden'.

 

Fotos: Alescha Birkenholz