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01/09/12 to 11/09/12  

Reconstructing Future

Dellbrügge & de Moll in Kooperation mit Anna Sophie Howoldt

"Reconstructing Future" heißt die Intervention des Berliner Künstlerduos Dellbrügge & de Moll, die im Kunst im öffentlichen Raum Programm des Kulturreferats der Landeshauptstadt München 2012 realisiert wird. Das Projekt bezieht sich auf die XX. Olympischen Spiele 1972, die einen Wendepunkt im Umgang mit dem öffentlichen Raum markieren.

1972 – alles schien möglich. Die Zukunft stand weit offen und leuchtete in den Farben des Regenbogens. Als „heitere Spiele“ konzipiert, schufen die XX. Olympischen Spiele ein neues Deutschlandbild: jung, spontan und gewaltfrei. Nie zuvor hatte es ein so umfassendes visuelles Gesamtkonzept gegeben. Von Architektur und Städteplanung reichte es bis ins kleinste Detail des Corporate Design. Im ganzheitlichen Anspruch des Designers Otl Aicher und in den psychologischen Strategien der Münchner Polizei ging es nicht um Ordnung um jeden Preis, sondern und eine gelöste Atmosphäre. Was sich als Wechsel von einem autoritativen zu einem emanzipatorischen Umgang mit dem öffentlichen Raum und seinen Nutzern ankündigte, fand durch den Anschlag auf die israelischen Sportler ein jähes Ende. Innenpolitische Hardliner gewannen die Oberhand.
Der deutsche Herbst brach herein, eine bleierne Zeit.

Der kurze historische Augenblick, in dem sich ein Fenster in eine mögliche Zukunft öffnete, wird durch "Reconstructing Future" wiederbelebt. Dabei gehen die Künstler wie Restauratoren vor, die unter dem Schutt der Geschichte ein kleines Element freilegen und mit frischer Farbe neu zum Strahlen bringen. Die Intervention verweist auf den Verlust einer möglichen Zukunft und macht bewusst, dass gesellschaftliche Wirklichkeit relativ und verhandelbar ist.

Vom 26.08. - 11.09., wenn sich die Spiele zum 40. Mal jähren, werden 40 Protagonisten täglich zwischen 16 und 18 Uhr (außer 5. September) in der Münchner Innenstadt unterwegs sein, um mit ihrer Präsenz und Performances den Zeitgeist von damals zu neuem Leben zu erwecken. Sie tragen Kostüme der Designerin Anna Sophie Howoldt in Orange, Gelb, Grün, Himmelblau und Silber – zeitgenössische Interpretationen der Outfits, die André Courrèges für die Mitarbeiter der Olympiade entworfen hatte. Entlang wechselnder Routen entstehen Interaktionen, die sich an den Handlungsanweisungen der Ordnungskräfte von 1972 orientieren.

Vom 01. - 11.09. dient das MaximiliansForum als Basisstation für die Teilnehmer. Jeden Tag schlüpfen sie hier in ihre Kostüme und Rollen. Die Kostüme hängen an 40 Stahlketten von der Decke und sind als Installation durchgängig einsehbar. Nur wenn die Performerinnen und Performer unterwegs im Stadtraum sind, findet man stattdessen ihre Alltagskleidung vor.

Abschluss: Dienstag, 11. September, 19 Uhr Rathausgalerie, Marienplatz
mit 40 Akteurinnen und Akteuren
Dellbrügge & de Moll und Anna Sophie Howoldt (Modedesignerin) im Gespräch mit Prof. Dr. Ludger Schwarte (Philosoph) und Sara Hilliger (Dramaturgin)
Moderation: Wilhelm Warning (Publizist und Kunsthistoriker)

Aktuelle Informationen, Routen und Zeiten: www.ReconstructingFuture.de 

 

Fotos: Dellbrügge & De Moll