Aktion am 28. Oktober 2011, Einlass 20:30 Uhr, Beginn 21:00 Uhr
Eintritt: 15,- €
Sebastian Hirn (Konzeption, Inszenierung, Raum) | Katharina Gaenssler (Fotoinstallation, Konzeption) | Veronika Bleffert (Kostüm) | Helga Pogatschar (Musik) | Ole Heinzow (Technik) | Thomas Giger (Licht) | Andreas Bittl, Stefanie C. Braun, Philipp Engelhardt, Korinna Krauss, Simona Sbaffi, Ina Tempel, Gilles Welinski (Schauspiel, Musik, Tanz) und D'Schwuhplattler
Ausgehend von der Kopie des Doppelsuizids von Kleist durch Johannes R. Becher untersucht das interdisziplinäre Projekt reenacting the reenactment in Schauspiel, Musik, Tanz und Bildender Kunst deutsche Künstler zwischen pathetischer Selbstinszenierung und ihrer Sehnsucht nach realpolitischer Einmischung. In einer utopiefreien Zeit, werden die Wunden noch einmal seziert, um hinter den toten Körpern den Geist des Widerstands und das Scheitern an der Utopie, die Krankheit und das Pathos freizulegen.
reenacting the reenactment
rekonstruktion – deutschlandskizzen 1
MaximiliansForum
Erste Aktion am 28. Oktober 2011
reenacting the reenactment
rekonstruktion – deutschlandskizzen 2
Theaterhaus Jena
Zweite Aktion am 04. Februar 2012
www.theaterhaus-jena.de
Eine Produktion in Kooperation mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München und dem Theaterhaus Jena
Am 21. November 1811 geht heinrich von kleist gemeinsam mit Henriette Vogel, einer Berliner Salondame, am Wannsee bei Potsdam in den Tod. Der Doppelsuizid ist genauestens geplant und ‚inszeniert’. Kleist übernimmt die Autorschaft über sein Leben.
100 Jahre später versucht johannes r. becher sich mit seiner Geliebten, in einer Wohnung in der Dachauerstrasse in München nach dem Vorbild von Heinrich von Kleist zu erschießen. Seine Geliebte stirbt an den Schussverletzungen, Becher überlebt. Im Akt des ‚Nachspielens’ inthronisiert er sich zum Nachfolger Kleists.
heiner müller findet am 1. Juni 1966 seine Frau, die Schriftstellerin Inge Müller, tot in ihrer Berliner Wohnung auf. Sie hat sich mit Gas vergiftet. Er beschreibt die Situation später in ‚Todesanzeige’ aus einer mehrfachen Distanz: Er sieht aus dem Blickwinkel eines Zuschauers einem Regisseur zu, der einen Schauspieler beobachtet, wie er den Körper seiner toten Frau betrachtet.
Am 9. Mai 1976 wird ulrike meinhof tot in ihrer Zelle in Stuttgart Stammheim gefunden. Statt eines Abschiedsbriefs liegt auf dem Tisch Wittgensteins ‚Philosophische Grammatik’ aufgeschlagen. Ihr toter Körper wird im Kontext Wittgensteins zum sprechenden Zeichen.
1976 baut joseph beuys das Environment ‚Zeige deine Wunde’ im Kunstforum (heute MaximilliansForum) in München, auf. Beuys erklärt in einem Interview dazu, dass seine Installation die Wunden der Gesellschaft zeige: ‚Eine Wunde, die man zeigt, kann geheilt werden’.
Fotos: Alescha Birkenholz