Die öffentlichen Proben für Ari Benjamin Meyers Staatsorchester finden vom 23. bis 26. Juli, jeweils 15-18 Uhr im MaximiliansForum statt.
Motive der Komposition von Ari Benjamin Meyers sind vorab bereits in den Münchner Straßen zu hören, gespielt von Musiker*innen des temporären Staatsorchesters.
Besonders in den Abendstunden durchzieht der Klang von Straßenmusik die Münchner Innenstadt. Das Spiel der Musiker*innen ist dabei nicht so frei und unabhängig wie es zunächst scheint, sondern erstaunlich institutionalisiert. Jeden Morgen um acht Uhr muss eine Genehmigung bei der zuständigen Stadtverwaltung eingeholt werden, die zugleich auch die designierten Spielzeiten vergibt.
Ari Benjamin Meyers Staatsorchester ist eine Einladung an Münchner Straßenmusiker*innen, sich zu einem gemeinsamen Spiel zusammenzufinden und ein temporäres, informelles Ensemble zu bilden. Das Projekt ist nicht zuletzt ob seiner Besetzung aus Musiker*innen mit unterschiedlichsten biographischen und musikalischen Wurzeln einmalig.
Die Komposition, die Ari Benjamin Meyers eigens für PAM entwickelt, wird in das Repertoire der Musiker*innen aufgenommen und vor ihrer Weltpremiere als Ouvertüre eines im Entstehen begriffenen Konzerts auf den Straßen Münchens und vom 23. bis 26. Juli im MaximiliansForum geprobt. Meyers verlagert den Fokus also vom Orchestergraben auf die Straße, um ihn in einer Abschlussperformance im Großen Plenarsaal des Münchner Rathauses wieder in das administrative Machtzentrum zurückzuführen, wo sich die Straßenmusiker*innen tagtäglich für ihre Genehmigung einfinden müssen.
Staatsorchester wirft so nicht allein Fragen über die Trennung von Bühne und Publikum, von Institution und Straße, von Professionalität und vermeintlicher Laienhaftigkeit, sondern auch von Musik in der Kunst und Kunst in der Musik auf. Meyers möchte den ephemeren, unsichtbaren und zugleich grenzüberschreitenden Klängen folgen und mit ihrer Hilfe die Ordnung von Innen- und Außenräumen, von privaten und öffentlichen Räumen neu kartieren. Dissonanz bedeutet in diesem Zusammenhang nicht eine verfehlte Harmonie, sondern eine radikal demokratische Praxis für eine politische Öffentlichkeit.
Ari Benjamin Meyers Arbeiten und Projekte nehmen ihren Ausgang von konkreten Details des Musizierens, die normalerweise als selbstverständlich übersehen werden. Prozesse wie etwa die Interaktion zwischen den Musiker*innen und dem Publikum werden u. a. in sozio-politische Fragestellungen übersetzt. Meyers stammt aus New York und lebt und arbeitet derzeit in Berlin.
Aufführung:
Freitag, 27. Juli 2018, 17:00-21:00
Neues Rathaus, Marienplatz
Ari Benjamin Meyers Staatsorchester
Eine Orchester-Installation von Ari Benjamin Meyers
für und mit Münchner Straßenmusiker*innen
u.a. mit Alexander Kuchin, Amadei Rotbart, Artem Dzeganovskyi, Bat Yesun-Erdene, Daniel Vasiliev, Danilo Bastione, Dashtseren Erdenebold, Elena Die, Evgeny Baulin, Ivan Ivanchenko, Juan Antonio Oscarrilo Rivodigo, Ksenia Zadorska, Laura Ernst, Maria Fischer, Navaandemberel Khulan, Purevsuren Usukhjargal, Richard Baros, Ruben Salinas, Santos Salinas, Viktor Versanoviev
Musikalische Leitung: Nicholas Kok
Eintritt frei (die Installation ist zwischen 17 und 21 Uhr durchgehend zu besuchen)
im Rahmen von
Public Art Munich 2018 – Game Changers (30.4.–27.7.2018). Performative Kunst in der Stadt, kuratiert von Joanna Warsza, gefördert von der Landeshauptstadt München.
Weitere Informationen unter: www.PAM2018.de