Lauschen & Lauern ist Teil II einer Projektreihe der Künstlerin Judith Egger, in der sie sich in das Spannungsfeld zwischen "Wildnis und Zivilisation" begibt.
Warum sehnen wir uns umso mehr nach dem Unbekannten, Irrationalen und Anderen, je gesicherter und funktionaler sich die uns umgebende Realität gestaltet? Mit der Aufklärung hat die westliche Welt das mythische Denken verbannt, und sich eine rationalistische und selbstzentrierte Sicht auf die Natur angeeignet. Mittlerweile aber stellen uns die ökologischen und sozialen Herausforderungen, die mit dem Anthropozän einhergehen, vor die Frage, ob unsere Art der Wahrnehmung von Welt deren Komplexität tatsächlich gerecht wird. Je mehr wir uns durch zivilisatorische Errungenschaften der Technik, der Medizin und der Kultur abgesichert fühlen, und die gegebenen hohen, geregelten Standards schätzen, umso stärker wird ein Gefühl von Entfremdung. Zugleich entsteht dabei das Bedürfnis nach einer neuen Verbundenheit mit dem Unkontrollierbaren, Anderen, Vagen, Unbekannten und Unbestimmbaren, und damit einer lebendigen, gesamtheitlichen Wahrnehmung des Existentiellen.
Judith Egger nutzt die Kunst als Testfeld, um sich diesen entgrenzten Erfahrungen anzunähern und mit ihnen in Kontakt zu treten. Die "Wildnis" definiert sie dabei nicht als evolutionistische Projektionsfläche des vorrationalen „Wilden“, wie sie die Wissenschaft des 19. Jahrhunderts gerne in indigenen Völkern suchte. Es geht ihr um die Wildnis in uns, die nicht messbaren Aspekte des Menschseins, wie Instinkte und Intuition aber auch abgründige innere Welten. Hier, wie in vielen ihrer Projekten, setzt sich Judith Egger intensiv mit naturwissenschaftlichen Sichtweisen auseinander, verknüpft diese mit ihren künstlerischen Ansätzen und kollaboriert mit Wissenschaftler*innen und Theoretiker*innen ebenso wie mit Künstler*innen anderer Sparten. In ihrem Projekt "Lauschen & Lauern" begibt sie sich, ausgestattet mit künstlerischen Instrumenten, in Situationen zwischen Beobachtung, Ausloten und Selbsterfahrung. Die Dokumentation dessen ist immer bereits Teil ihrer Arbeit, durch die die Künstlerin wiederum mit uns kommuniziert.
Mi. 04.12.2019 19.00
Eröffnung mit Präsentation der Künstlerbox "field notes from the wild"
Judith Egger im Gespräch mit Laura Sánchez-Serrano
Sa. 18.01.2020 17.00
Kunstgespräch "Wir sind alle Wilde" (Andreas Weber)
Mit einem Impulsvortrag von Andreas Weber zu seiner Publikation "Indigenialität" und einem Kunstgespräch mit Judith Egger und Andreas Weber, moderiert von Rasmus Kleine und Diana Ebster
Mi. 19.02.2020 19.00
Soundperformance von Tania Rubio (Komponistin, Mexiko) und Judith Egger