Schwierige Materialismen

Eine Diskussion zu Eigentumsverhältnissen in der Stadt, deren Logiken und Verstrickungen, mit Kulturakteur*innen aus München und Berlin.

Mit dabei: Corbinian Böhm (Künstler, Berufsverband Bildende Künstler*innen München und Oberbayern), Beatriz Casas Gonzáles (Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. ISF München), Laura Leppert (Künstlerin München und Berlin), Laura-Solmaz Litschel (Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung der Humboldt-Universität zu Berlin).

Moderiert von Laura Leppert und Diana Ebster

Soeben hat der BBK München und Oberbayern e.V. in Zusammenarbeit mit dem IFSE seine Studie „Studio München – zu den Lebens- und Arbeitsbedingungen von Künstler*innen in München“ veröffentlicht. Ein zentrales Thema - neben der prekären finanziellen Situation zahlreicher Künstler*innen – ist die Verfügbarkeit von gegebenen und bezahlbaren Räumen für Leben und Arbeiten, für Kunstproduktion und Präsentation.

Welche Rolle spielen Künstler*innen in einer Stadt, die sich als Kunst- und Kulturstadt versteht? Wie wirkt sich das Verständnis von Besitzverhältnissen aus? Und welche Wertschätzung erfährt künstlerische Arbeit? Arbeit stand allgemein für viele Jahre für einen Prozess der Emanzipation, für individuellen wie kollektiven Wachstums. Doch galt und gilt dies auch für die Kunst in gleicher Weise? Und welche Konsequenzen haben Geschäftsmodelle mit sich zunehmend flexibilisierenden Arbeitsverhältnissen? Dies zu diskutieren, mit dem Blick auf aktuelle Untersuchungen neuer Formen von Arbeit, ist Thema des Abends.

Corbinian Böhm studierte bis 1990 Kunstgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Einer Ausbildung zum Holz- und Steinbildhauer folgte ein Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München (bei Hans Ladner, Pia Stadtbäumer, Antony Gormley, Timm Ulrichs, Asta Gröting und Rita McBride), das er mit Diplom als Meisterschüler 2000 abschloss. Zusammen mit Michael Gruber arbeitet er seit 1995 unter dem Namen Empfangshalle. Das Netzwerk folgt dem Ansatz langfristige Atelierflächen in der Stadt zu sichern. Der Zusammenschluss von mittlerweile über 50 Künstler*innen unter dem Dach der Empfangshalle macht es möglich größere Atelierflächen günstiger zu betreiben. Kunstprojekte und Ausstellungen werden gemeinschaftlich umgesetzt und angewandte Projekte sorgen für ein regelmäßiges Einkommen. Seit 2020 ist Corbinian Böhm im Vorstand des BBK München und Oberbayern.

Beatriz Casas González arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. (ISF München). Zudem ist sie Doktorandin an der Universität Hamburg und Stipendiatin der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Sie recherchiert und forscht zu den Themen Arbeit und Subjekt, Leistungssteuerung und Kontrolle, sowie Technikfetischisierung. Ihr Hauptinteresse gilt derzeit der Beziehung zwischen der Wahrnehmung von Technologie und Herrschaft von Arbeitnehmer*innen in digitalisierten Produktionsprozessen.

Laura Leppert hat 2020 ihr Studium an der Akademie der Bildenden Künste München als Meisterschülerin von Olaf Nicolai abgeschlossen. Sie nahm am CX Zentrum für Interdisziplinäre Studien mit Cécile B. Evans und Simon Starling teil, sowie 2019 am CSAV Artist's Laboratory der Fondazione Ratti mit Nora Schultz und Ei Arakawa in Como, Italien. Bis 2020 war sie Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes; ihr Abschlussprojekt Forecast, ein experimenteller Kurzfilm, wurde mit dem Absolventenpreis ausgezeichnet. Von Januar bis März 2021 war sie Residentin beim KunstVereinenRuhr. Für die Entwicklung ihres Projekts „Possession“ erhielt sie 2020 ein Stipendium des Kulturreferats der Landeshauptstadt München.

Laura-Solmaz Litschel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promotionsstudentin am Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung der Humboldt-Universität zu Berlin. Außerdem ist sie assoziiertes Mitglied des Centre for Digital Cultures (CDC) an der Leuphana Universität Lüneburg. Von 2019-2020 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promotionsstudentin am Institut für Soziologie und Kulturorganisation (ISKO) an der Leuphana Universität. Sie arbeitet in dem transnationalen Projekt „Night spaces: migration, culture and IntegraTion in Europe (NITE)“. Das von HERA (Humanities in the European Research Area) geförderte Gesamtprojekt betrachtet in fünf europäischen Ländern (Niederlande, Irland, Großbritannien, Deutschland, Dänemark und Portugal) materielle, symbolische und virtuelle Nachträume, die von der Migrationsgesellschaft geprägt sind.

im Rahmen der Ausstellung
Laura Leppert
POSSESSION
12.05. - 24.07.2022

Fotos: Barbara Hartmann Tumba

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